Bewertungen

Wie in einem Traum werden innere und äußere Welt in diesem Buch miteinander verwoben. Der wache Tag fordert dann Entscheidungen, Begegnungen und die Protagonistin heraus. Sie nimmt diese Herausforderungen mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften an und wächst daran. Sie erkämpft sich ihre Eigenständigkeit, die oft mit Zweifeln und Einsamkeitsgefühlen verbunden ist, sie aber aufrecht erhält und ihr hilft, den Weg durchs Leben aus Krankheit, Verunsicherung und Schwäche so mutig zu gehen, dass sie Andere durch Täler begleiten und dem Leser Mut zu machen vermag. Ein lesenswertes Buch, im Sommer – wie in der dunklen Jahreszeit!

Marina Palm21.01.2021

Eine Anleitung für ein JA zum Leben! Witzig, tiefgründig, kreativ und spannend.

Brigitte Buhr19.07.2018

Anna Vreyes Buch Akustikus ist ein hervorragendes „Aufklärungsbuch“ für Betroffene, Angehörige und Alle, die begreifen wollen, was es bedeutet, mit einer erworbenen Hirnschädigung zu leben. Aus neuro-psychologischer Sicht sehr lesenswert; zudem eine bezaubernde Liebesgeschichte!

Dr. Klaus D. Wiedman21.02.2018

„Akustikus“ lässt sich nicht einfach verorten. Handelt es sich um einen Entwicklungsroman, ein Protokoll eines therapeutischen Prozesses in Briefform oder eine Arbeitshilfe für Menschen, die sich in der Palliativhilfe engagieren oder mit Patienten arbeiten, deren Leben durch hirnorganische Schäden beeinträchtigt wird? Tatsächlich entzieht sich der Erstling von Anna Vreye einer eindeutigen Zuordnung und besitzt Facetten all dieser Beschreibungen. Vielleicht ein Grund, weshalb sich „Akustikus“ als Ferienlektüre wie auch für Seminar- oder Workshoparbeiten in den beschriebenen Bereichen eignet. Die Autorin arbeitet mit wechselnden Erzählsträngen wie Text- und Sprachebenen, sie webt einen Sprachteppich aus Alltagsdialogen und Liebeslyrik, Tagebucheinträgen und Briefen, Familienanalysen und Therapiegesprächen. Den Rahmen bildet die Erzählung darüber, wie die Protagonistin Alena das Sterben ihres Mannes begleitet. Dabei verwandelt sich „der lange Todesfluss“ des geliebten Menschen für sie „in einen lebendigen Frühlingsbach“. Sie malt ihre Liebe mit Worten und es gelingt ihr auch bei der Verwendung scheinbar banaler Begriffe, konventionelle Töne zu vermeiden. So bezeichnet sie ihre Liebe an einer Stelle als „Gefäß“, das als „Schatz“ vor einen sorgfältig gesuchten Baum gelegt, sorgsam in die Erde gesenkt und mit weichem Moos bedeckt wird. Gleichzeitig bewältigt Alena ihren Trauerprozess wie ihren Hirnschaden durch das Schreiben eines Romans, den sie der Freundin und Kuratorin ihrer Bilder, Mona, in 10 Briefen schickt. Da sie in ihren Texten „Fiktionen mit Biografischem vermischt habe“, findet sie bei ihrem todkranken Mann dafür keine positive Resonanz. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Beziehungsgeschichte von Bernd und seinen (Ex-) Frauen wie den gemeinsamen Kindern, erzählt aus der Perspektive von Nelly. Kunst, Literatur und Musik, das sind die Quellen aus denen Alena wie ihre Romanfigur Nelly Kraft zum Leben und Überleben beziehen und die einen Befreiungsprozess begleiten, der Trauer und Heiterkeit vereint und auch die Leserin erfasst. Die (eigene?) Trauer wird verwandelt in eine Bachsche Kantate oder eine Strophe aus Rilkes „Duineser Elegien“.

Dr. G. V. Wilczek

Alena ist eine sympathische, lebensfrohe Frau voll schöpferischer Kraft und Humor. So zeichnet Anna Vreye ihre Protagonistin in ihrer schwungvollen, ja stellenweise heiteren Art, die angesichts Alenas Schicksal und Schicksalsschläge umso mehr zum Staunen bringt. Alena ist eine Kämpferin, die sich gerade in all den Lebensstürmen und Gegenwinden zu dieser wunderbar lebensbejahenden Frau entwickelt. Und so macht Alenas Geschichte Mut und Freude beim Lesen. Mut aufzustehen, Mut weiterzugehen. Mut weiterzutanzen, zu singen, zu lachen, das Leben neu zu umarmen. Ein Neuanfang ist immer möglich – Alena zeigt, wie dies gelingen kann. Anna Vreye gelingt es, den Leser mitzunehmen auf eine Entdeckungsreise zu sich selbst. In den vielfältigen Textarten und buchbegleitenden Bildern zeigt sie ganz konkret, wie schicksalsbedingte Sprachlosigkeit überwunden werden kann und auch tiefe Verletzungen einen Weg zur Heilung finden.

Tonia Kimmig08.01.2018

Alenas Geschichte bewegt und berührt. Sie macht bewusst: nichts ist für die Ewigkeit gegeben … unsere Gesundheit ein wunderbares Geschenk. Ohhhhh ja – und Familie ist wie Goethe schon schrieb manchmal eine SeelenWAHL der Verwandtschaft und nicht gegeben durch unsere Herkunft. …….. und manche Männer sind nicht nur vom Mars sondern sollten dahin zurück ….vor allem weit weg ….. und liebe Frauen: lasst Euch von Alena wachrütteln: werdet Euch Eures Ursprungs und Eurer eigenen Identität und Kraft des eigenen Seins bewusst.

Angelika Czajor03.01.2018

Glückwunsch der Autorin zu diesem Buch! Es ist einfach erstaunlich, wie bei so viel ‚Unsinn des Lebens‘ (Krankheiten, Dogmen – die uns einengen - , fehlende Wertschätzung, verlorene Liebe, …) ein neuer Lebensweg entsteht. Die Musik, die Malerei und die Sprache helfen dabei. Aufgrund letzterer, der lebendigen Sprache dieses Buches, ist der Inhalt leicht zu lesen. Mit Pausen zum Sinnieren.

Werner Fuchs29.10.2017

Was Frauen und Männer sich in ihren Beziehungen sein können, aber auch antun können, erzählt die Autorin in auktorialer Erzählweise und in einer völlig unpathetischen Sprache so packend, dass man beim Lesen fast Ort und Zeit und eigene Sorgen vergisst. Da wird in der Rahmenhandlung von Alena erzählt, die als achtzehnjähriges Mädchen einen Mann heiratet, der zwei Kinder mit in die Ehe bringt, für die sie ihre Wünsche Musik zu studieren aufschiebt. Abhängig von ihren verständnislosen Eltern und gefesselt durch ihr katholisches Gewissen glaubt und vertraut sie den Vertröstungen ihres Mannes, der sie „wie einen Gaul … endlos im Kreis herumführt“. Als sie beginnt, sich ihrer Wünsche zu erinnern und Forderungen stellt, zieht er zu einer jüngeren und lässt sie mit den vier Kindern als Alleinerziehende zurück. Auf dieses Ehedrama folgt für sie eine Liebesgeschichte, die zu den schönsten gehört, die ich je gelesen habe. Wie die beiden Liebenden, Alena und Arend, ihr Schicksal von Hörverlust, beruflichen Abstiegen und Tumorerkrankungen bis zum Tod von Arend zusammen erleben und bestehen, wird im weichen Summen der Sätze, aber ohne Pathos, ergreifend erzählt. Die Kraft für das Hingehen zum Tode kommt für Alena aus der Musik und aus der Malerei und für Arend aus der Tiefe ihrer Liebe und der Ehrlichkeit ihrer Gespräche. Im Folgenden schickt Alena ihrer Freundin Mona einen von ihr selbst verfassten Roman, in dessen erstem Teil ein Mann im Mittelpunkt steht, der in seiner narzisstischen Selbstgefälligkeit vier Frauen nacheinander beeindruckt und betrügt. Acht Kinder zeugt er mit ihnen, keinem kann er sich liebevoll zuwenden und Verantwortung übernehmen, und die Frauen lassen sich jahrelang durch seine Versprechungen vertrösten. Reduziert auf Kinder und Küche fühlen sie sich an Persönlichkeit verstümmelt wie im „Dornröschenschloss“ oder hinter „Klostermauern“. In einem familiären Gebräu aus Gehorsam, Mitleid, Erpressung und schlechtem Gewissen haben sie nicht gelernt, ihre Wünsche und Bedürfnisse wichtig zu nehmen und dafür zu kämpfen. So stehen sie am Ende immer als um viele Jahre Betrogene und Gedemütigte da und müssen hilflos mitansehen, wie ihr Ex mit der neuen Geliebten abzieht. Bis die getäuschten Frauen sich zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenfinden und eine von ihnen nachhilft, dass der Herzlose an einem Herzinfarkt stirbt. Im zweiten Teil des Romans wird erzählt, wie Nelly, die bereits im ersten Teil eine tragende Rolle spielt, trotz ihrer Operation und ihres Hörverlustes den Mut hat, ihren Traum von Musik in einem Chor zu suchen. Die Erfahrung des Chorsingens macht sie so glücklich, dass sie sich bei Bachs Matthäuspassion vorstellen könnte ohne Trauer zu sterben. Gegen ihren Willen verliebt sie sich in den Chorleiter, den sie Akustikus nennt. Am Ende findet diese Liebe keine Erfüllung, aber Nelly erkennt, dass ihr Leben anders verlaufen wäre, hätte sie manchmal liebevolle Ratgeber um sich gehabt.

Manfred Kohl11.08.2020 auf Amazon